Ab der Norm ? Podiumsdiskussion
18. November 2019
Ab der Norm? – Über den Stellenwert des
Erinnerns an Homo-, Inter- und
Transsexuelle in unserer Gesellschaft
Neustadt: Stadtarchiv Dresden,
Elisabeth-Boer-Straße 1, 01099 Dresden
(Bahnen 7 und 8 bis Heeresbäckerei)
Prof. Thomas Kübler (Leiter Stadtarchiv Dresden)
im Gespräch mit Christina Düring
(Stadtarchiv Dresden), Michael Klipphahn
(Maler und Künstler aus Dresden) und
Dr. Alexander Zinn (Hannah-Arendt-Institut
für Totalitarismusforschung an der TU Dresden)
Im April 2016 wurde auf dem Dresdner
Trinitatisfriedhof die wiedererrichtete
Grabstätte für Lili Elbe (1884-1931)
eingeweiht. Dies stand in engem
Zusammenhang mit der kurz zuvor
in die Kinos gelangten Verfilmung der
Lebensgeschichte von
Einar Mogens Wegener/Lili Elbe aus Dänemark.
Der Film „The Danish Girl“ basierte
auf der Autobiografie von Lili Elbe,
die sich Anfang der 1930er Jahre in
Dresden als einer der ersten Menschen
überhaupt einer geschlechtsangleichenden
Operation unterzogen hatte.
Nach insgesamt vier Operationen
kam es schließlich zu Komplikationen,
wahrscheinlich auf Grund von
Transplantatabstoßung, an denen
Lili Elbe verstarb. Sie wurde
auf dem Trinitatisfriedhof in
Dresden-Johannstadt beigesetzt,
das Grab in den 1960er-Jahren eingeebnet.
Die nationalsozialistische
Homosexuellenverfolgung
spielte über Jahrzehnte im öffentlichen
Erinnern an die Opfer des
Hitler-Regimes kaum eine Rolle.
Erst in den 1990er-Jahren rückte
sie in das Blickfeld einer breiteren
Öffentlichkeit und der
historischen Forschung. Gleichwohl kamen
Rehabilitierung und Entschädigung
der Opfer nur schleppend voran.
Die Halbherzigkeit, mit der das Thema
bis heute behandelt wird, steht in
auffälligem Kontrast zur Bedeutung, d
ie der NS-Vergangenheit
inzwischen beigemessen wird.
Dies wirft die Frage auf,
wie aufgeklärt und offen
unsere heutige Gesellschaft tatsächlich ist?
Gerade im Osten Deutschlands
scheint die Toleranz gegenüber Menschen
mit von der Mehrheitsgesellschaft
abweichender sexueller Orientierung
eher schwach ausgeprägt zu sein.
Welchen Stellenwert nimmt
die Erinnerung an Homo-, Inter-
und Transsexuelle im öffentlichen
Raum ein? Wie geht unser Gemeinwesen
mit Erinnerungsorten,
wie dem Grab von Lili Elbe, um?
Diese und andere Fragen
sollen im Rahmen der
Podiumsdiskussion erörtert werden.